Fashion Tips: Lyuba Vangelova

Fashion Tips: Lyuba Vangelova

Lyuba Vangelova ist eine unserer liebsten Beauty-Redakteurinnen. Sie ist heute zu Gast in unserer Fashion-Tipps-Serie um uns mehr über die richtigen Accessoires, ihr Lieblingskleidungsstück und ihre Inspirationsquellen zu verraten.

Gibt es eine bestimmte Art und Weise, wie Sie Kleidung einkaufen?

Ja, es hat sich im Laufe der Jahre so entwickelt und es mag vielleicht seltsam klingen, aber ich kaufe 80% der Kleidung in meinem Kleiderschrank im Ausverkauf. Ich weiß immer, was ich will und brauche. Ich achte sehr auf die Materialien. Es ist wichtig, dass sie von guter Qualität und unbearbeitet also natürlich sind. Ich experimentiere fast nie, das gehört der Vergangenheit an. In den vergangenen Jahren habe ich nicht mehr aus einer Emotion heraus eingekauft. Kleidung zu kaufen beruhigt mich nicht oder bringt mich zum Lächeln, sondern gibt mir einfach die Befriedigung, die Möglichkeit zu haben, ein Bild das meiner Vorstellung entspricht zu vervollständigen.

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Wie kann man seinen eigenen Stil erreichen, um auf diese Art einzukaufen?

Stil ist das Spiegelbild von einem selbst, geprägt von Charakter, Gewohnheiten und Erfahrung. Ich hatte früher Kleider, die ich nie trug. Ich kaufte sie, weil sie mir gefielen. Ich mochte es sogar, sie in meinem Kleiderschrank zu sehen und sie einfach zu besitzen. Mir war nicht klar, dass mich dies nur belastet und nichts zu meinem Stil, meiner Vision, geschweige denn zu meinem Selbstbewusstsein beitrug. Im Laufe der Jahre habe ich angefangen, mich so zu kleiden, dass ich mich darin wohlfühle, unabhängig von meiner Umgebung. Ich mag beispielsweise den Männerstil sehr, aber ich fühle mich darin nicht wohl. Mir gefallen Oversize-Jacken, aber mein Gefühl sagt mir, dass sie nicht zu mir passen. Aus diesem Grund kaufe ich diese Teile einfach nicht. Wenn das bedeutet, dass ich Kleidung in fast demselben oder in zwei oder drei verschiedenen Stilen kaufen muss – OK, ich habe kein Problem damit.

Wie peppen Sie Ihre Looks auf?

Mit Accessoires und ungewöhnlichen Kombinationen. Ich trage weder Ohrringe noch Ringe, aber ich habe jede Menge ungewöhnlicher Halsketten. Mein Favorit zum Beispiel „Das verlorene Portemonnaie“. Ich liebe Broschen, die man manchmal nur schwer an mir entdecken kann. Normalerweise bemerken sie aber genug Leute und bestätigen mir, dass sie sehr „mein“ Stil sind.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Mein Stil ist klassisch, aber mit modernen Elementen. Wenn ich modern sage, meine ich nicht, dass ich einem Trend folge, sondern dass er die Zeit, in der wir leben, widerspiegelt. Mit den Jahren wurde ich Meisterin des Boho-Styles und des lässigen, sogenannten „California“ -Styles mit T-Shirt und Jeans.

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Das Wichtigste ist, dass man sich in seinem Stil wohlfühlt. Er sollte nicht aufgesetzt rüberkommen, denn man erkennt sofort, ob er authentisch ist oder ob man nur etwas vorspielt, weil man zu einen bestimmten Teil der Gesellschaft gehören möchte. Letzteres ist etwas, das ich bei den meisten Hipstern beobachte und das einfach zu viel ist.

Viele junge, aber auch nicht mehr ganz so junge, Menschen besitzen Unmengen an  Klamotten und Accessoires, die den aktuellen Trends entsprechen. Irgendwann sehen sie aus, als wären sie direkt einem Schaufenster entstiegen. In einem solchen Look steckt kein Stil, sondern der verzweifelte Versuch zu zeigen, dass die Person modern, kompetent und am Puls der Zeit ist und ihr Aussehen schreit dies lauthals hinaus. Solch ein Look hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Da es hier keine individuelle Herangehensweise gibt, ist die Person in dem Moment vergessen, in dem sie an uns vorübergeht.

Wie ändern Sie Ihre saisonale Garderobe?

Das ist schwer für mich, weil ich den Winter hasse und den Zwiebellook nicht mag. Ich besitze normalerweise einen warmen Mantel und eine warme Jacke. Ich trage sie für gewöhnlich ständig und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich sie nicht mehr ausstehen kann. Ich liebe überdimensionale Schals aus 100 % Wolle. Ich hülle mich in sie ein, sie sind wie ein zweiter Mantel für mich. Ich verwende sie auch oft an wärmeren Tagen: Lederjacke plus zwei riesige Schals darüber. Mit den Winterschuhen ist es auch schwierig – ich mag es einfach nicht, wie Ankle-Boots, Stiefel etc. an meinen Füßen aussehen. Normalerweise trage ich Turnschuhe oder Canvas-Stiefeletten.

Meine Frühjahr/Sommer-Garderobe ist buchstäblich vier- bis fünfmal größer und vielfältiger als meine Wintergarderobe.

 

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Haben Sie ein Lieblingsteil?

Ein weißes T-Shirt. Es ist extrem schwierig, ein perfektes weißes T-Shirt zu finden. Ich kaufe es erst, wenn es zumindest 70 % der Kriterien, wie Ausschnitt, Ärmellänge und -breite, Stoff, Schulternaht, Saum, Farbton etc., erfüllt hat. Meine Tochter wundert sich jedes Mal, wie ich 30 weiße T-Shirts besitzen und behaupten kann, dass alle unterschiedlich sind. Sie unterscheiden sich jedoch tatsächlich und sind für verschiedene Kombinationen mit verschiedenen Kleidungsstücken gedacht.

Wie trennen Sie sich von Kleidung?

Ich finde es generell schwierig, mich davon zu trennen, denn, wie gesagt, meine gelegentlichen Einkäufe sind nicht sehr viele. In den letzten Jahren konnte ich einige Dinge an meine Tochter weitergeben (zum Glück haben wir beide die gleiche Größe). Die Weitergabe von Kleidung ist ein Konzept, das ich sehr mag und schon immer angewandt habe. Selbst in der Redaktion (in letzter Zeit tun wir das nicht mehr) hat jede von uns schon vor Jahren regelmäßig Kleidung mitgebracht, die sie nicht mehr trägt. Wir haben sie verschenkt oder getauscht. Heute besteht mein Kleiderschrank zu 90% aus „aktiven“ Teilen.

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Schaffen Sie es, einer Öko-Einkaufslinie zu folgen?

Ich versuche es. Bei manchen Dingen fällt es mir leicht, bei anderen nicht. Zum Beispiel liebe ich natürliches Leder – Jacken, Hosen, Gürtel, Schuhe. Wenn es um Stoffe geht, versuche ich mich auf 100 % Baumwolle zu beschränken. Ich kaufe oft teurere, aber unverarbeitete Baumwolle. Wir können zwar das Etikett sehen und aus welchen Produkten das Kleidungsstück hergestellt ist, doch leider haben wir oft nicht die Sicherheit, unter welchen Arbeitsbedingungen es hergestellt wurde. Deshalb ist es immer noch schwierig, dem Öko-Konzept zu folgen. Was ich tun kann, da ich echtes Leder so sehr mag, ist, gut erhaltene Lederkleidung Second-Hand zu kaufen. So gehöre ich wenigstens nicht zu den Konsumenten, die die Industrie mit der Produktion neuer Kleidung „belasten“.

Tipps für Online- und Offline-Shopping?

Offline: Schlussverkäufe sind ganz klar mein Ding. In dieser Zeit gehe ich buchstäblich den ganzen Tag durch die Läden und schaue mich ständig um, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Fast alle meine Lieblingsteile kaufe ich im Ausverkauf. Online habe ich immer die Möglichkeit länger zu überlegen. Ich lasse den Artikel für ein paar Stunden oder einen Tag lang auf meiner Liste stehen (natürlich riskiere ich, dass er dann nicht mehr da ist, aber dieses Risiko gehe ich ein). Wenn danach das Teil immer noch interessant für mich ist, kaufe ich es.

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Woher nehmen Sie Ihre Ideen und Inspirationen?

Ich stöbere viel, aber nicht nur Mode und Streetstyle, sondern auch Interieur und Kunst, etc. Mode ist Teil eines umfassenderen Kunstverständnisses. Wenn man ästhetische Kriterien für Kunst, Interieur, Farben und Formen festgelegt hat, dann entwickelt sich der Modestil irgendwie von selbst. Er nimmt seinen Platz ein, kommt in seine Form als Teil des Ganzen, als Teil der eigenen Welt. Er ist Ausdruck davon!